Fediverse WTF ?
Ich war immer ein großer Fan des Fediverse und die Idee begeistert mich noch heute. Plattformen, Software und Computer, die über die sichtbaren Grenzen von Protokollen und verschiedenen Anwendungsgebieten hinaus Kontakt ermöglichen. Es ist nicht mehr wichtig, dass alle das gleiche System benutzen, sondern der Schwerpunkt lag auf Vernetzung, d.h. dem Herstellen einer Möglichkeit, Beiträge untereinander auszutauschen.
Es gab im Fediverse immer mal wieder die Tendenz zu einem gewissen Plattformimperialismus. Die Idee, dass ein System die Vorgaben für alle anderen Systeme im Fediverse macht, entweder durch ignorantes Verhalten gegenüber bestehenden Standards oder durch direkte Kommunikation der jeweiligen Anwender*innen.
Oft wurde der Vorwurf Mastodon gegenüber gemacht, dass es ins Fediverse kommt und sich so verhält als wäre es der Standard. Ist das wirklich so oder nimmt Mastodon nicht lediglich für sich in Anspruch, sich selbst so zu gestalten wie es die Nutzer*innen wünschen und wie sich die Plattform als eigenständiges System versteht?
Gestern habe ich in einem Gespräch wieder einmal gelernt, wie sehr doch die Nutzer*innen von Fediverse Systemen an Mastodon Forderungen stellen. Z.B. soll Mastodon eine Information einfügen, dass nur 4 Fotos angezeigt werden. So wtf ? Mastodon Nutzer*innen wissen um diese Einschränkung und es beschäftigt sie nicht. Vermutlich weil sie im Fotos anschauen keinen Schwerpunkt haben und sonst zu einer Software greifen würden, mit der man mehr Fotos anschauen kann. Dann kam das übliche Thema der vermeintlichen Zeichenbegrenzung. Warum sorgt sich darum überhaupt ein Friendica Nutzer? Warum soll Mastodon wie Friendica werden?
Davon abgesehen ist der Vorwurf der Zeichenbegrenzung verkehrt, denn Mastodon ging vor einem knappen Jahrzehnt als Twitter-Alternative an den Start. Twitter hat damals 140 Zeichen (SMS) gehabt, Mastodon hat mit 500 Zeichen eine Erweiterung eingeführt. Offensichtlich wird nicht verstanden, dass Mastodon als Twitter Alternative eingeführt wurde und eine Anbindung ans Fediverse genutzt hat, um über die Systemgrenzen hinaus Kommunikation zu ermöglichen. Es ist nicht als Weiterentwicklung von Friendica, Hubzilla und Co ins Rennen gegangen. Mastodon könnte natürlich auch die Anbindung an Fediverse kappen, was angesichts der Tatsache, dass es bislang die Mehrheit der Nutzer*innen stellt und der Zulauf zu den anderen Fediverse Systemen meist erfolgt, nachdem jemand über Mastodon ins Fediverse gekommen ist, wohl eher zum Nachteil der anderen Plattformen würde.
Offensichtlich wurde die Idee des Fediverse nicht verstanden. Denn die Idee ist, dass unterschiedliche Systeme für ihre Nutzer*innen die Möglichkeit bieten, miteinander in Kontakt zu treten. Die Grenzen ihrer Systeme müssen die Nutzer*innen selbst tragen. Wie dem auch sei, für mich hat dieser ewige Kampf von Menschen um das vermeintlich bessere System, die ewigen Belehrungen und das moralische Versagen gegenüber extremistischen Accounts dazu geführt, dem Fediverse endgültig den Rücken zu kehren. Bisher war ich aktiver Nutzerin von Fediverse und Atmosphere.